Blogbeitrag – Sachbuch Vermessung
„Ganz schön vermessen“ ist der Titel eines Buches aus dem Westarp-Verlag, das sich mit der Kunst und dem Handwerk des Vermessens beschäftigt; genauer: mit berühmten und weniger bekannten Vermessern. Darunter befinden sich unter anderem drei der vier amerikanischen Präsidenten, die am Mount Rushmore verewigt sind. Ulrich Gaesing schreibt mit diesem unterhaltsamen Werk bereits sein zweites Buch und er kennt sich aus, denn das Vermessen ist sein Metier.
Hohenwarsleben, den 26.04.2001. Ulrich Gaesing hat schon einiges erlebt in seinem Leben. Der aktive Autor wurde 1954 in Bielefeld geboren und studierte in Hamburg an der Fachhochschule Vermessungswesen. Zweimal besuchte er Bielefelds Partnerstadt Esteli in Nicaragua, das letzte Mal 2015, um hier unter schwierigen Bedingungen Vermessungen der Kaffeeplantagen vorzunehmen. Erst dadurch konnte der arme Ort die Zertifizierung für Bio-Plantagen erhalten. Die Vermessungsgeräte spendete er der örtlichen Universität und schrieb anschließend sein erstes Buch „Die Kaffee-Vermessung“. Für sein Engagement, das bis heute anhält, erhielt Ulrich Gaesing 2020 das Bundesverdienstkreuz.
Berühmte Vermesser der Welt …
Gaesings erstes Werk erzählt von der schwierigen Arbeit in Esteli und ist damit ein klassisches Sachbuch. In seinem neuesten Buch „Ganz schön vermessen“, das der Autor verfasste, weil ihm das Schreiben so viel Spaß macht, geht es nun in einem munteren Plauderton um die Biografien berühmter Vermesser der Geschichte. Die bekanntesten zeigt der Mount Rushmore in den Vereinigten Staaten: Von den vier Präsidenten George Washington, Thomas Jefferson, Theodore Roosevelt und Abraham Lincoln, deren Köpfe hier aus dem Felsen gehauen sind, waren alle außer Roosevelt als Vermesser tätig, bevor sie Präsidenten wurden. Auch ein Mann wie George Everest, nach dem der höchste Berg der Welt benannt wurde (den er selbst nie gesehen hat) arbeitete als Vermesser der Welt. Er war unter großen Strapazen vor allem in Indien tätig.
… und noch mehr Interessantes
Diese Vermesser sind weltberühmt. Als Vermesser kennen Insider außerdem Eratosthenes von Kyrene (gestorben 194 v. Chr.), der per Schattenwurf-Technik den Erdumfang berechnete. Noch mehr überrascht aber dann doch die Erkenntnis, dass auch Heinrich Lübke, der ehemalige Bundespräsident (gestorben 1972) einst als Vermesser gearbeitet hatte. Ebenso findet sich in diesem Buch Vermesser Dick Fosbury, der erfolgreiche Leichtathlet, der Ende der 70er-Jahre mit einer neuen Sprungtechnik die olympische Goldmedaille im Hochsprung gewann. Zudem beinhaltet das Buch zahlreiche Bilder und eine Erklärung einiger Fachausdrücke am Ende. Gaesing legt mit diesem Titel ein sehr interessantes Werk vor, das sich unbedingt auch als besonderes Geschenk eignet, und zwar nicht nur für Vermesser.
Raffinierter Erzählstil
Um seine Protagonisten vorzustellen, bindet Gaesing mit einem Kunstgriff enge Vertraute ein, die die Männer beschreiben und dabei manch interessanten Charakterzug zutage fördern. Ob Ehefrau, Geliebte oder Lieblingssklavin, die persönliche Sicht auf den jeweiligen Vermesser ist sehr persönlich und daher ausgezeichnet gelungen. Nur in dem einen oder anderen Fall tritt der Autor selbst als Erzähler auf. Die Dialoge sind erfunden, die Fakten aber real und sorgfältig recherchiert. Der unterhaltsame Stil des Buches richtet sich mit Absicht nicht nur an Fachleute, sondern an ein breites Publikum.