Wolf Allihn, An der Kandare: Poesie als Corona Satire und mehr

Die Corona-Pandemie nimmt viele Menschen sehr mit. Einige leiden unter den damit verbundenen Einschränkungen so stark, dass sie sogar psychologische Hilfe annehmen müssen. Andere, vielleicht die Introvertierteren, kommen einigermaßen bis ganz gut zurecht. Dazu gehören auch die Gelassenen sowie die gut Vernetzten, die auf echte Bindungen bauen können. Weiterhin gibt es diejenigen, die sich bevormundet fühlen, wütend sind und die am liebsten ausbrechen würden, wenn sie könnten. Es sind diejenigen, die mit Absicht hier und da die Maske falsch tragen und sich dafür anraunzen lassen; diejenigen, die sehen, wo die Fehler in Politik und Journalismus gemacht werden, und die den Finger auf die Wunden legen. Aus ihren Reihen stammt Wolf Allihn, der mit seiner Corona Satire „An der Kandare“ nun einen ganz eigenen Poesie Band vorgelegt hat.

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August 2021. Corona ist ein weltweites Übel, das wohl niemanden kalt lässt. Das Virus ist ohne Frage gefährlich, doch sieht Allihn dies auch für die Politik. Sie greift zu falschen Maßnahmen: Sie bevormundet die Bürger, sperrt sie ein, sorgt für strenge Abstandshaltung zwischen den Menschen und für lange Quarantäne. Sie verhindert auf diese Weise die wichtigen Sozialkontakte – wobei der Autor dies als kritisch für Erwachsene, aber auch für Kinder sieht – und nimmt als Ergebnis die Vereinsamung vieler Menschen in Kauf. Sie knebelt den Bürger, wie es Allihn ausdrückt, und dies nicht nur in Bezug auf die Maskenpflicht. Zudem regiert sie in diesen Notzeiten am Parlament vorbei.

Das Übel der Maske

Das Ganze wird nach des Autors Meinung durch die Fehlinformationen der Medien unterstützt. Wer sich kritisch äußert oder wehrt, wird als Querdenker und anderes angesehen. So initiiert der Autor kleine Rebellionen wie die heruntergezogene Maske im Supermarkt. Das geht natürlich nur solange gut, bis eine Mitarbeiterin des Hauses ihn harsch angeht.

Überhaupt scheint es die Maske zu sein, die Allihn am meisten zu schaffen macht. Sie engt ein, sie nimmt den Sauerstoff zum Atmen beziehungsweise kann die Abluft kaum nach draußen dringen (was natürlich das eigentliche Ziel der Maske ist). Er benennt sie in seiner Corona Satire mit einer Vielzahl an Begriffen, die alle dafür stehen, dass die Maskenpflicht einengt und das Gesicht so stark verdeckt, sodass man schier das Lächeln der anderen nicht mehr sehen kann.

Bissige Gedichte

Allihns Poesie, zumeist ein leicht modifiziertes Schema des klassischen Sonetts, ist gedanklich eigenwillig, sprachlich aber nie modernistisch konfus, und liest sich gut. In seinen Gedichten thematisiert er vor allem persönliche Erlebnisse, die durch die Corona-Einschränkungen entstehen. Dass er sich nur noch zwischen Wohnung und Supermarkt, in Ausnahmefällen auch beim Arzt, aufhalten kann, sorgt für Missmut, ja Ärger. Diese Empfindungen haben als Ventil das Gedicht gefunden und werden in dieser Form auf vielfältige Art dargestellt. Es klingen nicht nur kritische, sondern auch satirische Töne an, manches wird mit Humor gewürzt. Dennoch ergeben sich keine (im Sinne Baudelaires) schönen oder Heldengedichte, sondern durchaus grimmige Äußerungen, die ansonsten im Alltag eher im Inneren des Autors verschlossen bleiben.

Die menschlichen Empfindungen und Grundbedürfnisse werden in der Pandemie massiv missachtet, es werden außerdem Schwimmbäder, Kinos, Theater, Schulen, Kneipen, Sportvereine und Geschäfte geschlossen. Der Mensch leidet also nicht nur unter den Vorgaben wie Abstandshaltung und Maske, Händewaschen und anderen Hygienemaßnahmen, sondern auch unter dem Fehlen des sozialen und kulturellen Lebens. Allihn nimmt außerdem die öffentlichen Personen, darunter die aktuelle Regierung wie andere Personenkreise, in den Fokus. Er bescheinigt ihnen beispielsweise, dass die Pferde größere Köpfe haben als sie selbst, auch wenn sie großköpfig genannt werden. Dabei geht er besonders die Klimawende-Apostel und die Medien an.

Der weitere Inhalt

Zu diesen Corona-Gedichten gesellen sich Gesellschaftsverse sowie zahlreiche Sprüche in Form von Zeilenschluss-Reimen, die Alltäglichkeiten zum Inhalt haben und diese in Form von kurzen Gedanken präsentieren. Ergänzt wird das Ganze durch vorangestellte kurze Gedichte zum Thema „Racheakte verschmähter Liebe“ sowie einige englische Übersetzungen der Gedichte. Den Abschluss bildet eine kurze Vita des Autors. Zumeist mit überraschender Pointe im Schluss-Couplet.

Über den Autor

Dr. Wolf Allihn wurde 1932 als Kind deutscher Auswanderer in Kanada geboren, ging in Deutschland zur Schule und schloss hier auch sein Studium und seine Promotion ab. Seit seiner Pensionierung 1996 arbeitet er als Schriftsteller und leitet Seminare zur Autorenfortbildung. Die Corona Satire „An der Kandare“ ist sein neuestes Werk, das er im Westarp Verlag als Book on Demand herausgegeben hat. Es ist nicht sein erstes Poesie Buch, seine Veröffentlichungen insgesamt gehen bis in die 1980er-Jahre zurück. Zu seinem literarischen Werk gehören auch Erzählungen und Romane.