Trudy Buck-Schmid: Ein Leben zwischen Ländern, Zeiten und Konventionen
1956 ändert sich das Leben der Schweizerin Trudy Buck-Schmid für immer. Zusammen mit ihrem Ehemann und ihrem kleinen Sohn Pauli wandert sie aus, verlässt ihr kleines Dorf in der Schweiz um nach Südrhodesien, dem heutige Simbabwe, zu ziehen. Ihr Umzug kennzeichnet den Beginn einer Zeit voller Neuanfänge, sozialer Unruhen, Lernprozesse, Gewinne und Verluste. Mit wenig Geld, aber viel Optimismus gelang es der jungen Familie in dem fremden Land unter dem Markennamen „Swissette“ eine eigene Klamottenfirma aufzubauen und damit Karriere zu machen. Dabei war vor allem Trudy als willensstarke, eigenständige Designerin für die Schöpfung neuer Kollektionen, von Kindermode über Lingerie, verantwortlich. Möglichst bemüht um familiäre Verhältnisse wuchs der anfangs kleine Betrieb zu einem großen Unternehmen heran. Doch wo Trudys Familie Erfolg hatte, lebte die Mehrheit des Landes unter schweren Verhältnissen.
Seit 1923 wurde Südrhodesien als britische Kolonie von weißen Männern regiert, die das Land 1930 in weiße und schwarze Siedlungsgebiete unterteilen und dann afrikanische Landwirtschaft in ertragsärmere Gebiete verdrängten. Doch es blieb bei weitem nicht nur bei einer ökonomischen Ausgrenzung der schwarzen Bevölkerung. Selbst wenn in Rhodesien keine Apartheid im festen Sinne herrschte, so wurde doch trotzdem klar zwischen dunkler und heller Hautfarbe getrennt. Auch Trudy erlebt dies mit, vor allem im Jahr 1964, als Südrhodesien nach einer kurzzeitigen Wiedervereinigung mit dem Norden erneut die Unabhängigkeit forderte. Angestrebt wurde dies von der sehr geringen weißen Bevölkerung des Landes, wobei sie durch die Apartheid-Regierung Südafrikas unterstützt wurden. Trudy bemerkt, wie die Politik ihres Landes der schwarzen Bevölkerung, das heißt der Mehrheit des rhodesischen Volkes, politische Rechte vorzuenthalten versucht. Es soll verhindert werden, dass Südrhodesien unter schwarzer Mehrheitsherrschaft unabhängig wird, wie es in den Nachbarstaaten der Fall war. Dabei handeln Südrhodesiens weiße Politiker fast im Alleingang, denn Großbritannien spricht sich gegen eine von Premierminister Ian Smith illegal erklärte Unabhängigkeit des Landes unter weißer Vorherrschaft aus und bestraft diese mit Wirtschaftssanktionen. Eine gewaltsame Wiederherstellung alter Zustände bleibt allerdings aus. Afrikanische politische Führer werden von der weißen Regierung ins sambische Exil verdrängt oder inhaftiert.
Folgen der Unruhen in Zimbabwe
Für Trudy und Swissette bedeuten die Unruhen im Land und das von außen verhängte Handelsembargo einen Stopp in der Lieferung von Materialien für die Kleiderproduktion. Bestellungen müssen auf Eis gelegt werden und Sorgen über die Bezahlung der Mitarbeitenden machen sich breit. Da Stoffe aus Deutschland und der Schweiz nicht importiert werden dürfen, wendet sich Trudy an eine Firma aus Frankreich und produziert in dieser Zeit Mode für schwangere Frauen und Taschentücher mit deren Umsatz sie ihre Firma geradeso am Laufen halten können. Doch im Hintergrund entwickeln sich die Macht- und Gesellschaftskämpfe weiter. 1966 erklären die Rebellen zweier Parteien, die für den Umsturz des weißen Regierungssystems kämpfen den Guerillakrieg. 1970 wird, abermals von der weißen Minderheitsregierung, die Republik ausgerufen. Diese wird aber nur von der Regierung Südafrikas anerkannt. Doch bekommt Smith diesmal Unterstützung von den USA und Großbritannien. Während seine Regierung eine Verschärfung ihrer rassistisch begründeten Vormachtstellung antrieb, wurden die Spannungen innerhalb des Landes und der Politik immer größer. Nicht nur verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation der weißen Bevölkerung ab Mitte der 70er-Jahre, auch ihre Sicherheit wird infrage gestellt. Trudy erinnert sich daran, wie ihre Söhne von den ermordeten Vätern ihrer weißen Mitschüler berichteten. Smiths Regime erlangt stetig mehr Feinde, auch unter der weißen Bevölkerung. Endlich wird eingesehen, dass eine Miteinbeziehung der schwarzen Bevölkerung an der Regierung nicht weiter aufgeschoben oder umgangen werden kann. Es kommt zu einem Regierungswechsel und einer erneuten Umbenennung des Landes in Simbabwe-Rhodesien. Doch eine wirkliche Verbesserung des Situation war damit noch lange nicht in Sicht.
Wenn Sie mehr über das Leben Trudys und die Kolonialzeit Simbabwes erfahren möchten, empfehlen wir Ihnen Trudys Biografie „Warte nie auf jemanden, der dich glücklich macht“, verfasst mit der Unterstützung von Lisa Piazza-Bussmann.