Marte Meo: Entwicklungsunterstützung im Kita-Alltag
In einer Welt, in der der Druck auf Kinder und Fachkräfte in Kitas stetig wächst, setzt die Marte-Meo-Methode ein kraftvolles, positives Gegengewicht. Das Buch „Marte Meo – Aus der Praxis für die Praxis. Beispiele für Entwicklungsgelegenheiten in der Kindertagesstätte“ von Bettina Kiem, Ursula Lävemann, Heidi Meyer und Charlotte Strobl zeigt auf lebendige und einprägsame Weise, wie echte Entwicklungsunterstützung im Kita-Alltag aussehen kann. Dabei steht stets das Kind im Mittelpunkt – mit all seinen Bedürfnissen, Talenten und Eigenheiten.
Was ist Marte Meo?
„Aus eigener Kraft“ lautet die sinngemäße Übersetzung von Marte Meo, einer Methode, die von der Niederländerin Maria Aarts entwickelt wurde. Sie basiert auf der Überzeugung, dass in jedem Menschen – ob Kind oder Fachkraft – Ressourcen schlummern, die durch gezielte Unterstützung und positive Kommunikation aktiviert werden können.
Kern der Methode ist die videobasierte Beobachtung alltäglicher Situationen: kleine Clips aus dem Kita-Alltag helfen, Interaktionen zwischen Kindern und Fachkräften zu analysieren und Entwicklungsbotschaften sichtbar zu machen. Statt Defizite zu betonen, richtet sich der Blick auf gelingende Momente und die nächsten Entwicklungsschritte.
Empathie durch die Kamera: Mehr sehen, mehr verstehen
Was im Alltag leicht übersehen wird, zeigt sich im Video oft mit beeindruckender Klarheit: Die Augen eines Kindes, das Aufmerksamkeit sucht. Die kleine Geste, mit der ein Kind Kontakt aufnehmen möchte. Die nonverbale Bitte nach Unterstützung. Diese Bilder sprechen für sich – und helfen Fachkräften wie Eltern, das Kind wirklich zu sehen.
In den vorgestellten Praxisbeispielen wird deutlich, wie vielfältig Marte Meo einsetzbar ist: Von der sanften Eingewöhnung in die Krippe bis zur gezielten Förderung im Integrationskindergarten. Von der Teamreflexion in Fallbesprechungen bis zur professionellen Weiterentwicklung von Leitungskompetenzen.
Die zentralen Elemente von Marte Meo: Kleine Schritte mit großer Wirkung
Das Buch erklärt anschaulich die zentralen Bausteine entwicklungsunterstützender Kommunikation:
- Wahrnehmen: Die Initiative des Kindes erkennen.
- Benennen: Das Gesehene sprachlich begleiten, um dem Kind Orientierung zu geben.
- Bestätigen: Positive Rückmeldungen stärken das Selbstwertgefühl.
- Warten: Dem Kind Zeit geben, eigene Schritte zu gehen.
- Folgen und Leiten: Ein ständiger Wechsel zwischen Ermutigung und Orientierung.
- Guter Ton & gutes Gesicht: Stimmungsmacher, die über Worte hinausgehen.
Diese scheinbar kleinen Veränderungen im Verhalten der Erwachsenen haben eine erstaunlich große Wirkung auf das Erleben der Kinder. Sie fühlen sich gesehen, verstanden und können ihr Potenzial entfalten.
Eine „Goldmine“ für Entwicklung
Ein zentrales Bild in der Marte-Meo-Philosophie ist das der „Goldmine“: Kinder tragen alle Schätze bereits in sich. Aufgabe der Erwachsenen ist es, mit Geduld, Achtsamkeit und gezieltem Handeln diese Potenziale freizulegen. Gerade durch das Trio Warten – Folgen – Benennen entstehen Momente, in denen Kinder sich selbst als wirkungsvoll erleben können. Das Ergebnis: mehr Selbstbewusstsein, mehr Freude, mehr Entwicklung.
Vielfältige Einsatzbereiche: Von der Beobachtung bis zur Fachberatung
Das Buch zeigt, wie breit Marte Meo im Kita-Alltag verankert werden kann:
- zur Beobachtung und Dokumentation von Bildungsprozessen
- für Entwicklungsgespräche mit Eltern
- in der Praxisanleitung für Auszubildende
- zur kollegialen Beratung und Fallbesprechung
- in Zielvereinbarungsgesprächen mit Mitarbeitenden
- im Coaching und in der Fachberatung
Dabei bleibt die Methode stets auf das Positive fokussiert: Was gelingt bereits gut? Was lässt sich darauf aufbauen?
Eine Methode, die verbindet
Einer der großen Stärken von Marte Meo ist ihre integrative Kraft. Sie bringt Kinder, Fachkräfte und Eltern ins Gespräch. Sie fördert einen offenen, wertschätzenden Umgang miteinander und stärkt die Erziehungspartnerschaft. Die Videoaufnahmen dienen nicht der Kontrolle, sondern dem gemeinsamen Lernen und Verstehen.
Fazit: Marte Meo macht Mut
Das Buch der vier erfahrenen Marte-Meo-Fachfrauen ist mehr als ein Fachbuch. Es ist ein praxisnaher, empathischer Leitfaden für alle, die Kinder in ihrer Entwicklung unterstützen wollen. Es zeigt, wie viel bereits mit kleinen, bewussten Veränderungen erreicht werden kann – und schenkt Mut, diese Wege zu gehen.
Wer Marte Meo in seiner Einrichtung oder Familie einsetzt, investiert in Beziehung, in Entwicklung, in Zukunft.
Über die Autorinnen
Bettina Kiem, Ursula Lävemann, Heidi Meyer und Charlotte Strobl verfügen über langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kindern in Kindertagesstätten. Als zertifizierte Marte-Meo-Therapeutinnen, -Trainerinnen und Supervisorinnen haben sie in unterschiedlichen Einrichtungen die Methode eingeführt, begleitet und weiterentwickelt. Ihr gemeinsames Buch ist Ausdruck ihrer Überzeugung: Entwicklung gelingt am besten im Miteinander, mit Herz, Verstand und Blick fürs Positive.