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Warum wir uns noch immer nicht verstehen

Olaf Georg Kleins Blick auf die ost-westdeutsche Kommunikation

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem Mauerfall scheint die Einheit Deutschlands auf den ersten Blick vollzogen. Doch wer genauer hinsieht, bemerkt: Es gibt weiterhin Unterschiede, die tiefer reichen als Wirtschaftsdaten oder Wahlverhalten. Olaf Georg Kleins Buch Ihr könnt uns einfach nicht verstehen. Warum Ost- und Westdeutsche aneinander vorbeireden nimmt sich genau dieser subtilen, aber entscheidenden Unterschiede an – insbesondere in der Art, wie Ost- und Westdeutsche miteinander kommunizieren.

Was uns trennt, obwohl wir dieselbe Sprache sprechen

Klein macht deutlich: Es sind nicht die Wörter selbst, die für Missverständnisse sorgen, sondern das, was unausgesprochen mitschwingt. Die äußerlich identische Sprache verdeckt Unterschiede in Deutungsmustern, Erwartungen und nonverbalen Signalen. Ob in beruflichen Kontexten, in privaten Beziehungen oder auf gesellschaftlicher Ebene: Missverständnisse entstehen, weil beide Seiten von unterschiedlichen Normalitäten ausgehen.

Zwei Kommunikationskulturen in einem Land

Olaf Georg Klein spricht bewusst nicht von „den Ostlern“ oder „den Westlern“, sondern von zwei unterschiedlichen Kommunikationskulturen. Diese haben sich in nur vier Jahrzehnten durch verschiedenste Einflüsse herausgebildet – etwa durch unterschiedliche politische Systeme, Medienlandschaften, Erziehungsstile und Alltagsroutinen. Während im Westen Individualität und Selbstvermarktung stärker betont wurden, war im Osten Gemeinschaftlichkeit und Zurückhaltung oft die Norm.

Missverständnisse mit System

In Kleins Schilderungen wird deutlich, wie weit verbreitet und tief verankert diese Missverständnisse sind. Eine westdeutsche Trainerin gilt im Osten als kalt und distanziert, weil sie Privates aus Seminaren heraushält. Ein ostdeutscher Kollege wird im Westen als passiv und unentschlossen wahrgenommen, weil er Konflikte nicht offen anspricht. Es sind keine Einzelfälle, sondern Ausdruck struktureller Unterschiede im Kommunikationsverhalten.

Drei Ursachen für die „Mauer im Kopf“

Klein identifiziert drei Hauptursachen für die anhaltenden Verständigungsprobleme:

  1. Nonverbale Kommunikation: Unterschiede in Blickkontakt, Körperdistanz, Gestik und Mimik führen zu Missdeutungen.
  2. Kontextwissen: Was für die eine Seite selbstverständlich ist, ist für die andere völlig ungewohnt – und wird daher nicht erklärt.
  3. Sprachökonomie: Vieles wird weggelassen, weil man annimmt, der andere verstehe es ohnehin – was aber häufig nicht der Fall ist.

Kommunikation ist mehr als Worte

Eindrucksvoll zeigt Klein, dass Kommunikation mehr ist als das Austauschen von Worten. Sie ist ein komplexes Zusammenspiel aus Sprache, Körpersprache, Haltung und unausgesprochenen Annahmen. Gerade in der ersten Begegnung wirken viele dieser Faktoren unbewusst – und entscheiden darüber, ob eine Beziehung gelingt oder an Missverständnissen scheitert.

Von der Übereinstimmungs- zur Verständigungskultur

Klein beschreibt vier Phasen in der Entwicklung der deutsch-deutschen Kommunikation: von der anfänglichen Illusion der „Übereinstimmung“ über Anpassungsversuche und Rückzug bis hin zu einer vorsichtigen Annäherung auf Augenhöhe. Dabei wird klar: Eine gelingende Kommunikation erfordert nicht Anpassung, sondern die Anerkennung der Differenz und den bewussten Umgang mit ihr.

Kommunikation lernen heißt Verstehen lernen

Besonders hilfreich ist Kleins Ansatz, konkrete Lösungsstrategien aufzuzeigen. Statt Schuldzuweisungen plädiert er für eine „zwei-sprachige“ Haltung: Menschen sollten lernen, sich in beiden Kommunikationskulturen zu bewegen, zwischen den Zeilen zu hören und ihre eigene Ausdrucksweise bewusst zu reflektieren.

Ein Buch, das bewegt und verbindet

Ihr könnt uns einfach nicht verstehen ist ein Buch voller Aha-Momente. Es lässt Leserinnen und Leser schmunzeln, innehalten und nachdenklich werden. Vor allem aber bietet es eine wertvolle Hilfe, um alte Gräben zu überwinden – im Gespräch, im Berufsleben, in Freundschaften und Partnerschaften. Wer sich wirklich für ein vereintes Deutschland interessiert, sollte dieses Buch gelesen haben.

Über den Autor

Olaf Georg Klein lebt als Autor und Personalcoach in Berlin. Er ist Lehrcoach des Deutschen Coaching Verbandes, Mitglied des deutschen P.E.N. und war Gastprofessor am Dickinson College in den USA. Neben zahlreichen Artikeln und Essays verfasste er mehrere Bücher, darunter Plötzlich war alles ganz anders und Zeit als Lebenskunst. Mit Ihr könnt uns einfach nicht verstehen hat er ein Werk geschaffen, das weit über das Thema Kommunikation hinausgeht: Es ist eine Einladung zum Perspektivwechsel und ein Beitrag zur inneren Einheit Deutschlands.

Buchcover

Ihr könnt uns einfach nicht verstehen!

Olaf Georg Klein

ISBN: 978-3-86805-464-4

 

 

 

 

 

 

 

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