Früher war ich falsch … heute bin ich anders
Autismus verstehen und akzeptieren
Anders zu sein, war lange Zeit eine Bürde für Regine Winkelmann. In ihrem Buch „Früher war ich falsch … heute bin ich anders“ beschreibt sie eindrucksvoll ihren Lebensweg mit Asperger-Autismus. Es ist eine Erzählung von Isolation, Missverständnissen und der Suche nach einem Platz in einer Welt, die oft wenig Verständnis für Menschen hat, die „anders“ sind.
Asperger-Autismus: Ein Leben zwischen Welten
Asperger-Autismus gehört zum Autismus-Spektrum und ist durch Besonderheiten in der sozialen Interaktion, Kommunikation und Wahrnehmung gekennzeichnet. Für Menschen wie Regine Winkelmann ist der Alltag eine ständige Herausforderung.
Im Kindergarten wurde sie bereits als „nicht anpassungsfähig“ abgestempelt. Ihre Wahrnehmung unterschied sich grundlegend von der ihrer Altersgenossen. „Ich zählte die Fliesen im Flur und verlor mich in den Mustern auf dem Boden“, schreibt sie. Das „normale“ Spiel mit den anderen Kindern blieb ihr fremd.
Anderssein als ständige Anstrengung
Diese Unterschiede begleiteten sie in die Schulzeit und darüber hinaus. Winkelmann beschreibt die Überforderung in sozialen Situationen, die sie oft in einen Zustand völliger Erschöpfung brachte:
„Ich nehme immer alles auf. In fremder Umgebung nehme ich noch mehr auf. Jeder Tag war riskant und unberechenbar.“
Dieses Übermaß an Sinneseindrücken – die fehlende Filterfunktion des Gehirns – macht selbst scheinbar einfache Dinge wie einen Schulalltag zur kaum bewältigbaren Aufgabe.
Späte Diagnose, späte Erkenntnis
Wie viele andere Menschen mit Asperger erhielt Regine Winkelmann ihre Diagnose erst im Erwachsenenalter. Bis dahin lebte sie mit der Vorstellung, falsch zu sein – eine Einstellung, die durch die ständigen Erwartungen ihrer Umgebung genährt wurde.
„Mit der Diagnose ändert sich nichts an mir als Person – und dennoch ändert sich alles“, schreibt sie. Endlich gab es einen Namen für das, was sie schon immer fühlte. Die Diagnose war für sie nicht nur eine Erklärung, sondern auch der erste Schritt zur Akzeptanz.
Anderssein als Stärke
Das Buch erzählt nicht nur von den Herausforderungen, sondern auch von den besonderen Fähigkeiten, die Autist
oft mitbringen. Viele denken in Bildern und können komplexe Informationen außergewöhnlich schnell verarbeiten. Winkelmann beschreibt diese Fähigkeiten als ihren Rettungsanker:
„In meinen Gedanken- und Bilderwelten habe ich viele schwierige Situationen überlebt. Sie sind mein Rückzugsort.“
Doch Akzeptanz beginnt oft erst, wenn das Umfeld mitzieht. Das Verstehen von Autismus kann den Unterschied zwischen Isolation und Integration ausmachen.
Was wir lernen können
Regine Winkelmanns Geschichte ist nicht nur eine persönliche Erzählung, sondern auch ein Appell: Menschen mit Autismus sind nicht falsch, sondern anders – und anders ist wertvoll.
Empathie, Geduld und Verständnis können dazu beitragen, die Welt für Autisten ein bisschen zugänglicher zu machen. Statt auf Anpassung zu bestehen, sollten wir lernen, Anderssein zu akzeptieren.
Fazit
„Früher war ich falsch … heute bin ich anders“ ist ein eindringlicher Bericht über das Leben mit Asperger-Autismus. Es zeigt, wie wichtig Selbstakzeptanz ist, und wie die späte Erkenntnis eines „Andersseins“ ein Leben positiv verändern kann.
Anders zu sein, ist keine Schwäche. Es ist eine Stärke – eine Einladung, die Welt aus einer anderen Perspektive zu betrachten.