Akustikus

von Anna Vreyes

Anna Vreyes Buch Akustikus: Traumata. Tod. Und Gesang. ist ein bewegendes Werk, das die tiefgreifenden Themen von Verlust, Trauer und Heilung durch Kunst und Musik behandelt. In einer einzigartigen Mischung aus Briefen, Tagebucheinträgen und narrativen Fragmenten schildert die Autorin ihre persönliche Reise durch die schwersten Zeiten ihres Lebens und wie sie schließlich Trost und Erneuerung fand.

Der Anfang einer schweren Reise

Das Buch beginnt mit einem Brief von Alena an ihre Freundin Mona, geschrieben am 24. September 2012. Alena erinnert sich an die Hilfe, die Mona ihr leistete, als sie die Bilder ihres verstorbenen Partners Arend in einer Galerie aufhängte. Diese Bilder, gemalt in den letzten neun Monaten von Arends Leben, sind eine zentrale Metapher im Buch. Sie verkörpern die verschiedenen Phasen der Trauer und die Suche nach Bedeutung inmitten von Verlust und Schmerz.

Alena beschreibt, wie die Ausstellung der Bilder eine Form der Therapie für sie war. Die Kunstwerke, entstanden aus einer intensiven Auseinandersetzung mit dem Tod, wurden zu einer Brücke zwischen ihrem Leben und Arends Vermächtnis. Durch die Bilder konnte Alena ihre Trauer ausdrücken und zugleich ein Stück von Arend lebendig halten.

Die heilende Kraft der Musik

Ein zentrales Motiv des Buches ist die heilende Kraft der Musik. Arend, Alenas Partner, war kein Anhänger religiöser oder spiritueller Überzeugungen, doch er fand Trost in Alenas Schilderungen von einer „Himmelswiese“ und ihren Versuchen, diese in ihren Bildern zu fassen. Auch die Musik spielte eine entscheidende Rolle in ihrem Leben und in ihrem Trauerprozess. Mozart’s Requiem, das Alena im Chor sang, wurde für sie zu einer Quelle der Kraft und des Trostes. Die Aufführung dieser Musik half ihr, die unbegreifliche Realität des Todes anzunehmen und zu verarbeiten.

Alena reflektiert, wie die Musik es schaffte, Angst und Trauer zu lindern und stattdessen Ruhe und Akzeptanz zu bringen. Das Requiem, obwohl ein Werk über den Tod, vermittelte eine Form von Frieden und ermöglichte es ihr, die letzten Tage mit Arend als wertvolle und erfüllende Zeit zu sehen.

Zwischen Trauer und Erneuerung

Ein wiederkehrendes Thema in Akustikus ist der schwierige Prozess, sich von einem geliebten Menschen zu lösen und gleichzeitig das eigene Leben weiterzuführen. Alena beschreibt, wie sie sich nach Arends Tod oft hin- und hergerissen fühlte zwischen dem Bedürfnis, ihn in Erinnerung zu halten, und dem Zwang, ihren eigenen Weg zu finden. Die Briefe an Mona zeigen ihre innere Zerrissenheit und die allmähliche Akzeptanz, dass sie ohne Arend weiterleben muss.

In den Tagebucheinträgen, die Teile des Buches ausmachen, offenbart Alena ihre tiefsten Gedanken und Ängste. Diese Einträge bieten einen intimen Einblick in ihre Seele und machen die Schwere der Trauer greifbar. Zugleich zeigen sie aber auch den Weg zur Heilung. Alenas Beschäftigung mit der Kunst und der Musik wird zu einem Anker, der sie durch die dunkelsten Zeiten trägt.

Ein universelles Thema

Obwohl Akustikus eine sehr persönliche Geschichte erzählt, sind die Themen universell. Jeder, der einen Verlust erlebt hat, kann sich in Alenas Erfahrungen wiederfinden. Das Buch erinnert daran, dass Trauer ein langer und oft schmerzhafter Prozess ist, aber auch, dass es Wege gibt, mit diesem Schmerz umzugehen und wieder Hoffnung zu finden.

Anna Vreye gelingt es, durch ihre einfühlsame und poetische Sprache eine Verbindung zu den Lesern herzustellen. Ihre Beschreibungen sind voller Emotionen und bieten gleichzeitig Raum für eigene Reflexionen. Akustikus ist nicht nur ein Buch über den Tod, sondern vor allem ein Buch über das Leben – und darüber, wie wir die schwersten Prüfungen überstehen können.

Fazit

Akustikus: Traumata. Tod. Und Gesang. ist ein beeindruckendes Werk, das sich mit den tiefsten menschlichen Erfahrungen auseinandersetzt. Anna Vreye zeigt, wie Kunst und Musik als Mittel der Verarbeitung und des Trostes dienen können. Durch ihre ehrliche und emotionale Erzählweise lädt sie die Leser ein, ihre eigene Trauer und Heilung zu reflektieren. Dieses Buch ist eine wertvolle Lektüre für alle, die den Verlust eines geliebten Menschen durchmachen und Trost in der Kunst und Musik suchen.

Es ist ein Zeugnis der menschlichen Widerstandskraft und der Fähigkeit, selbst in den dunkelsten Zeiten Hoffnung und Schönheit zu finden.