Der alltägliche Wahnsinn mit Demenz
Eine Reise durch Liebe, Verlust und Hoffnung mit der Autorin Lotti Beitz
Wenn das Leben plötzlich Kopf steht
Demenz ist eine Krankheit, die nicht nur den Erkrankten betrifft, sondern auch das gesamte Umfeld auf eine harte Probe stellt. Plötzlich wird das Leben von Routinen, Missverständnissen und emotionalen Achterbahnfahrten bestimmt. Lotti Beitz beschreibt in ihrem Buch „Ich möchte eine Pampelsine“ eindrucksvoll ihre Erfahrungen mit ihrem an Demenz erkrankten Ehemann Josi. Ihre Schilderungen sind ehrlich, humorvoll und voller Menschlichkeit – eine Hommage an die Liebe und die Kraft, die es braucht, um sich den Herausforderungen des Alltags zu stellen.
Die ersten Anzeichen – Ein schleichender Wandel
Oft beginnt Demenz schleichend. Kleine Vergesslichkeiten werden zunächst als normale Alterserscheinungen abgetan. Doch dann gibt es diese Momente, in denen einem bewusst wird: Hier stimmt etwas nicht. So auch bei Josi. Er, einst ein angesehener Mediziner mit einem brillanten Geist, beginnt, Sätze zu wiederholen, sich in Gesprächen zu verlieren und schließlich auch in der eigenen Umgebung nicht mehr zurechtzukommen.
Seine Frau bemerkt, dass er sich immer weniger für die Dinge interessiert, die ihn einst begeisterten. Verwirrung macht sich breit. Doch sie will es nicht wahrhaben. Erst als er beim Autokauf plötzlich nicht mehr weiß, ob er den Vertrag wirklich unterschrieben hat, wird ihr bewusst, dass sie handeln muss.
Tipp 1: Beachten Sie die ersten Warnsignale! Wenn ein Partner sich plötzlich stark verändert oder alltägliche Dinge nicht mehr bewältigen kann, sollte frühzeitig ein Arzt oder Neurologe aufgesucht werden.
Zwischen Wut, Angst und Galgenhumor
Die Diagnose trifft hart, auch wenn sie erwartet wurde. Doch was bedeutet das für den Alltag? Wie geht man mit jemandem um, der sich immer mehr entfremdet? Lotti Beitz erlebt diese Phase als ein Wechselbad der Gefühle. Einerseits ist da die unendliche Liebe zu ihrem Mann, andererseits die überfordernde Realität, die ihr jeden Tag abverlangt.
Manchmal möchte sie einfach weglaufen, weil der Druck zu groß wird. Dann wieder gibt es Momente, in denen sie mit Josi lacht – etwa, wenn er Sätze auf eine absurde Weise verdreht oder mitten im Gespräch plötzlich auf ein völlig anderes Thema wechselt. Der Galgenhumor wird zu ihrer Rettung.
Tipp 2: Bleiben Sie geduldig! Menschen mit Demenz handeln nicht aus Bosheit, sondern weil ihr Gehirn nicht mehr so funktioniert, wie es sollte. Ein liebevoller Umgang und Humor helfen, viele schwierige Situationen besser zu bewältigen.
Abschied auf Raten
Eine der schwersten Erfahrungen für pflegende Angehörige ist es, mit anzusehen, wie sich der geliebte Mensch langsam verabschiedet, während er gleichzeitig noch da ist. Josi verliert immer mehr seiner Fähigkeiten. Der einst eloquente Mann kann keine zusammenhängenden Sätze mehr bilden, er wird immer abhängiger von seiner Frau. Sie muss ihn schützen, sich um alles kümmern, was früher selbstverständlich war.
Doch es gibt auch Lichtblicke. Ein guter Moment mit Josi, ein Tag ohne Zwischenfälle oder einfach nur das Wissen, dass man zusammen ist. Sie entscheidet sich, jeden dieser Momente bewusst zu genießen.
Tipp 3: Nehmen Sie Hilfe an! Niemand muss den Weg alleine gehen. Es gibt Selbsthilfegruppen, Beratungsstellen und Pflegeeinrichtungen, die unterstützen können.
Wenn sich das soziale Umfeld verändert
Mit der Krankheit kommen auch andere Herausforderungen: Freunde ziehen sich zurück, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen. Manche können es nicht ertragen, Josi in seinem Zustand zu sehen. Es kommt zu Enttäuschungen. Gleichzeitig zeigt sich, wer wirklich zu ihnen steht.
Lotti Beitz lernt, die vermeintlichen „Freunde“ loszulassen und sich auf diejenigen zu konzentrieren, die wirklich helfen wollen. Sie merkt: Es gibt Menschen, die da sind, auch wenn es schwer wird.
Tipp 4: Reden Sie offen über die Krankheit! Je offener man mit dem Thema umgeht, desto einfacher machen es einem auch andere. Peinlichkeiten oder Missverständnisse können so oft vermieden werden.
Die Liebe bleibt
Auch wenn sich vieles verändert hat, bleibt die Liebe zu ihrem Mann bestehen. Sie findet neue Wege, um ihm nah zu sein. Sie passt sich an, ändert Routinen, gibt ihm das Gefühl von Sicherheit. Und sie erinnert sich daran, was wirklich zählt: die gemeinsamen Momente, das Lachen, das Gefühl, füreinander da zu sein.
Bis zum letzten Tag begleitet sie Josi mit Liebe und Respekt. Und sie lernt, dass man auch in schwierigen Zeiten glücklich sein kann, wenn man sich auf die schönen Augenblicke konzentriert.
Fazit: Leben mit Demenz ist eine Herausforderung, aber auch eine Reise voller intensiver Momente. Es braucht viel Kraft, Geduld und Humor, doch die Liebe bleibt – bis zum Schluss.